TEXTE ZUR THEMENSAMMLUNG

 

2. LEUTE UND BERUFE

 

Wie Eva eine Hose und ein Hemd sucht und etwas ganz findet что-то другое

 

Eva und Franziska haben zusammen
gelernt, jetzt gehen sie in die Stadt den Hunderter ausgeben. Und die fünfzig
Mark, Eva die noch von ihrem Taschengeld übrig hat. “Ich will mit”, hat
Franziska gesagt. “Ich gehe gern einkaufen”. “Ich вайс aber gar nicht,
was ich will”, hat Eva geantwortet. Sie kann sich nicht vorstellen, wie das
ist, mit Franziska. Eva will Jeans kaufen. Oder vielleicht doch lieber Bücher?
Nein, eigentlich will sie eine Hose und eine Bluse. “Für mich ist es
schwer, etwas zu finden”, sagt sie zu Franziska. “Das macht nichts. Ich habe
Geduld”. Sie fahren mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Franziska
kennt einen kleinen Laden. “Einen ganz guten”, sagt sie. “Was für eine
Jeansgröße hast du?” fragt Eva. “Neunundzwanzig oder achtundzwanzig,
das kommt auf die Firma an. “Ich habe vierunddreißig oder sechsunddreißig”,
sagt Eva. Der Laden ist wirklich ziemlich klein. Eva wäre lieber in einen
größeren gegangen. Aber Franziska fühlt sich hier wohl. “Das
Hemd hier gefällt mir”, sagt Eva. Das Hemd ist rosa. “Kauf es dir doch”.
“Ich möchte eine Bluejeans”, sagt Eva zu der Verkäuferin. Und sie
denkt: so eine helle Hose gefällt mir viel besser. So eine ganz helle. Und
dazu das rosa Hemd. Schade. Sie steht in der Kabine und sich bemüht
verzweifelt, den Reißverschluss zuzumachen. Es geht nicht. “Na, was
ist?” fragt Franziska von draußen. “Zu klein”. Franziska bringt die nächste
Hose. Dann noch eine. “Hier, probier mal die”. “Aber die ist doch viel zu
hell”, sagt Eva. ”So helle Farben machen mich doch nur noch dicker”. “Ach was.
Helle Farben stehen dir sicher viel besser als immer nur Dunkelblau oder
Braun”. “Die Farbe der Hose passt zu deinen Haaren”, sagt Franziska. “Schämst
du dich nicht mit mir?” fragt Eva. “Warum?” “Weil ich so dick bin”. “Du bist
verrückt”, sagt Franziska. “Warum soll ich mich schämen? Es gibt Dünne
und Dicke, na und?” Die Farbe der Hose passte wirklich gut zu ihren Haaren. Sie
war so hell wie ihre Haare. Franziska kommt mit dem rosafarbenen Hemd zurück.
“Hier, zieh an”. Dann steht Eva vor dem Spiegel. Überrascht, dass sie so
aussehen kann. Überhaupt ganz anders “Schön”, sagt Franziska
zufrieden. “Ganz toll. Genau die richtigen Farben für dich”. Dunkle Farben
machen schlank, helle machen dick. “Ich bin zu dick für so etwas. Findest
du nicht, dass ich zu dick bin für solche Sachen?” “Nein, ich finde
nicht”, sagt Franziska. “Mir gefällst du so. Du siehst wirklich gut aus.
Schau nur!” Und Eva schaut. Sie sieht ein dickes Mädchen, mit dickem
Busen, dickem Bauch und dicken Beinen. Aber sie sieht wirklich nicht schlecht
aus. Ein bisschen auffällig, das schon, aber nicht schlecht. Sie ist dick.
Aber es muss doch auch ѕсһцпе Dicke geben. Und was ist das überhaupt: schön?
Sind nur die Mädchen schön, die so aussehen wie auf den Fotos in
Frauenzeitschriften? Sie muss lachen, als sie an die Frauen auf den Bildern
alter Meister denkt. Volle Frauen, dicke Frauen. Eva lacht das Mädchen im
Spiegel an. Und da es passiert. Plötzlich ist sie die Eva, die sie sein
will. Sie lacht, sie kann gar nicht mehr aufhören zu lachen, und während
ihr das Lachen fast die Stimme nimmt, sagt sie: “Wie ein Sommertag sehe ich
aus, wie ein Sommertag”.

 

Texterläuterungen

 

ausgeben (gab aus, ausgegeben) — тратить

…Eva die noch… übrig hat. — …которые еще остались у Евы.

ziemlich
достаточно

der Reißverschluss — молния (на брюках)